Sonntag, 18. Mai 2025

Ein „Pastoraltheologe“ erkennt, daß das Kreuz Christi bei der Kundschaft nicht gut ankommt und fordert Konsequenzen

 

Ein „Pastoraltheologe“ erkennt, daß das Kreuz Christi bei der Kundschaft nicht gut ankommt und fordert Konsequenzen


Die Internetseite: „Feinschwarz“, ein um höheres Niveau bemühtes Zeitgeistsurfmagazin lebt von der Erkenntnis, daß die traditionelle Theologie und somit auch die heutige Kirche bei den modernen Konsumenten nicht gut ankommt und engagiert sich so für eine konsumentenfreundlichere Theologie und Kirche. Gerade die Disziplin der sog.Pastoraltheologie legt ihr Schwergewicht auf den (wissenschaftlichen) Nachweis der Überholtheit der bisherigen Theologie und der Notwendigkeit einer Neukalibrierung. Als „Wahr“ gilt dann eine theologische Aussage, um es an dem Beispiel des gerade stattgefundenen europäischen Liederwettbewerbes zu verdeutlichen, dem ESC, wenn sie Chancen hat, unter die ersten 5 Plätze zu kommen, als „unwahr“, wenn man damit nur eine der letzten Plätze belegen kann. Einfacher gesagt: Die „Pastoraltheologie“ ist die Marketingabteilung der katholischen Fakultäten.

Der Marktingtheologe Professor Hildebrand wird so wohl unter der Leserschaft dieser Weltnetzseite auf eine breite Zustimmung stoßen, wenn er diese seine neue Erkenntnis da publiziert: „Fitness statt Erlösung.Warum die Erlösung durch Gott irrelevant geworden ist.“ (7.Jänner 2025)

Daß an Sonntagen immer noch mehr Menschen in die Gottesdienste gehen als in die Fitnesstudios und daß immer noch für viele Sportfreunde ihre Fitnesexerzitien in einer oder mehr Bierflaschen und einer Tüte Kartoffelchips, genossen während einer Sportliveübertragung bestehen, ignoriert dieser Marketingexperte, ihm geht es doch in erster Linie um die Entfernung des Kreuzes Jesu Christi aus der Kirche und der Theologie.

Die Kritik an einer Erlösungstheologie, die das Kreuz Christi und seine Auferstehung soteriologisch interpretiert, als deren Hauptvertreter der Apostel Paulus ausgemacht wird1, das hatte schon früher Nietzsche in seiner Pauluskritik in seinem posthum veröffentlichten Werk: „Wille zur Macht“ niveauvoller expliziert,Paulus gilt hier als der Verfälscher der eigentlichen Anliegen des Jesus von Nazareth, lautet, daß der zeitgenössische Konsument nichts von Sünde und Schuld hören möchte und schon gar nichts von einem für unsere Sünden Gekreuzigten.

Die vorgeschlagene Alternative lautet nun so: „Sie blenden allerdings die Heilungsbilder und die Heilungslogik des Lebens Jesu aus. In diesen Bildern und in dieser Logik entsteht Heilung immer durch die Beziehung zwischen Jesus und der jeweiligen Person, die eine Erfahrung der bedingungslosen Anerkennung ohne Gegenleistung macht. Deshalb, meine ich, bedarf es einer Neuentdeckung der Beziehungs- und Begegnungsbilder Jesu, die heilen.“ Mit „Sie“ ist hier die traditionelle Soteriologie mit ihrer Fixierung auf den Sühnetod Jesu Christi gemeint. Sie soll durch eine Begegnungsrhetorik substituiert werden, in derem Zentrum die Erfahrung der bedingungslosen Anerkennung ohne Gegenleistung zu stehen habe. Hierbei wird nun der Begriff der Anerkennung unterkomplex verwendet, denn jedes Anerkennen ist ein Anerkennen als etwas! Der Knecht erkennt seinen Herren als seinen Herren und der Herr seinen Knecht als seinen Knecht an, woraus die Stabilität des Herrschaftsverhältnis sich generiert. Oder um das Gerede von der bedingungslosen Anerkennung restlos zu entmythologisieren: Der Freier erkennt die Prostituierte als eine Prostituierte an, indem er ihre Sexdienste in Anspruch nimmt und ihr ein Honorar auszahlt und die Prostituierte erkennt ihren Freier an, indem sie seine sexuellen Wünsche ihm erfüllt. Die Substanz der Prostitution ist so diese wechselseitige Anerkennungspraxis.

Daß die bedingungslose Anerkennung ein pures Phantasieprodukt der liberalen Theologie ist und nichts mit der Verkündigung und Praxis Jesu Christi gemein hat, ist offenkundig, denn er lehrt: „Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt.“ (MK 16,16). Zu ihm begegnenden Juden sagt er gar: „Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben;denn wenn ihr nicht glaubt,daß ich es bin,werdet ihr in euren Sünden sterben.“ (Joh 8,24). Zur blutflüssigen Frau sagt er, daß ihr Glaube, daß, wenn sie sein Gewand nur berühre, sie von ihrer Krankheit gerettet würde, geheilt habe. Das Heilungswunder ereignet sich so deshalb nur, weil sie diesen Glauben hatte.

Das Phantasmata der unbedingten Anerkennung stellt nun den simplen Versuch dar, die Menschenrechtsideologie mit ihrem Glauben an die Würde des Menschen in die Begegnungspraxis Jesu hineinzuprojizieren. Der Sitz im Leben dieses Begegnungsgeschehens als der Erfahrung des unbedingten Anerkanntwerdens ist nun der Liebesfilm, die Schlüsselszene, in der sich zwei begegnen und auf den ersten Blick erkennen, daß sie füreinander bestimmt sind.2

Die große Erlösungserzählung der christlichen Religion wird so ersetzt durch den Glauben an die Menschenwürde jedes Menschen, die angeblich in gelingenden zwischenmenschlichen Begegnungen erfahrbar sein soll. Eine Erlösung soll so dem Zeitgenossen erspart werden, er soll sich einfach als ob seines puren Menschseins Anerkannter erleben und glauben.

 

Zusatz:

Auch für andere Theologen ist der Kampf wider das Kreuz Christi und die ganze Erlösungslehre ein Kernanliegen, etwa das von dem Fundamental"theologen" Herrn Striet: "Von der klassischen Soteriologie, also der Lehre, dass Gott stellvertretend für die Menschen ihre Sünden am Kreuz sühnen musste, verabschiede ich mich ganz entschieden. Aber es wäre doch wunderbar, wenn Gott von Anfang an den Willen hatte, in dem Moment, wo sich ein ihm ähnliches Leben in seinem Universum zeigt, dieses Leben mit dem ihm Ebenbildlichen zu teilen und ihm zu begegnen. Das ist für mich auch die Grundbotschaft von Weihnachten: Gott riskiert alles, um sein freies Gegenüber für sich zu gewinnen und Gott für ihn, den Menschen, sein zu dürfen." zitiert nach: Kath de "Striet: Habe mich von klassischer Lehre von der Erlösung verabschiedet." 11.11.2024


 


1In Ungnade gefallen sind dabei diese drei Theologen: der Apostelfürst Paulus, der Erbündenlhrer Augustin und der abscheuliche Kreuzestheologe Anselm von Canterbury, da sie eine zu pessimistische Anthropologie, sie ist nicht konsumentenfreundlich und statt von Gottes Allliebe von vom die Sünde strafen wollenden Gott schreiben,was aber dem menschenfreundlich konzipierten modernen Gottesbild widerspricht.

2Wem das völlig unverständlich ist, dem empfehle ich die 1.Folge der Serie:“Sturm der Liebe“, wie Laura und Alexander sich da begegnen und sie sich da als füreinander Bestimmte erkennen, glänzend in Szene gesetzt.

Samstag, 17. Mai 2025

Ist die Katholische Kirche „gesichert rechtsextrem“? Das ist keine absurde Frage

 

Ist die Katholische Kirche „gesichert rechtsextrem“? Das ist keine absurde Frage



Selbstverständlich müßte darauf die einhellige Antwort lauten: „Natürlich nicht!“, profiliert sie sich doch nicht nur auf ihren Kirchentagen als wahrhaftige Kampforganisation gegen Rechts, aber seit dem Bekanntwerden der Höherstufung der AfD zu einer gesichert rechtsextremen Partei, darf der Kirche nicht mehr so ungeprüft das Gütezeichen: „politisch korrekt, engagiert in dem Kampf gegen Rechts“ zugeschrieben werden. Die Kirche lehrt nämlich immer noch, daß eine Ehe die Verbindung einer Frau mit einem Mann sei! Damit diskriminiert sie jede gleichgeschlechtliche Ehe und auch jede Ehe, in der einer oder beide Partner „divers“ sind, also weder männlich noch weiblich. Die AfD gilt nun als gesichert rechtsextrem, da sie einen völkisch nationalistischen Volksbegriff vertrete, daß das deutsche Volk eines nach seiner ethnischen Abstammung sei. Das diskrininiere die deutschen Staatsbürger, die Nichtdeutsche im ethnischen Sinne seien, aber deutsche Staatsbürger nach ihrer Staatsbürgerschaft. Übertrüge man diesen Vorwurf auf die Ehe, hieße daß, das nicht mehr gesagt werden dürfe, daß eine Ehe aus einer Frau und einem Mann bestünde, da das alle anderen Ehen diskriminiere.

Da die Kirche nun gar Ehen. Staatlich anerkannten, bestehend aus 2 Männern oder 2 Frauen oder einem Ehepaar, wovon einer oder gar beide divers sind, den kirchlichen Ehesegen verweigert, widerspricht sie so dem Grundgesetz, daß niemand ob seines Geschlechtes und das heißt jetzt auch, wenn er behauptet, gar kein Geschlecht zu haben, diskriminiert werden dürfe. Wie nun nach einer Grundgesetzänderung jeder, der in Deutschland geboren wurde, egal welcher Nationalität er angehört, deutscher Staatsbürger werden kann, wenn er das will und das beantragt, so gilt ja nun nach dem neuen Gesetz der „Ehe für alle“, daß nun auch Homosexuelle und Lesben und dann auch geschlechtslose Diverse heiraten dürfen, daß nun nicht mehr gesagt werden darf, daß das deutsche Volk aus Deutschen im ethnischen Sinne bestünde und dann darf wohl auch nicht mehr gesagt werden, daß eine Ehe aus einer Frau und einem Mann bestünde. Wer also die Ordnung der Ehe, daß sie eine Gemeinschaft von einer Frau und einem Mann sei und die Ordnung des Volkes bejaht, daß ein Volk eine ethnische Gemeinschaft sei, vertritt eine gesichert rechtsextreme Position.

Das Grundgesetz verlangt also nach der jetzigen Interpretation durch den Verfassungsschutz die Auflösung des deutschen Volkes in eine multiethnische Bevölkerung, die dann das deutsche Staatsvolk bilden soll. Überträgt man das auf den Fall der Ehe, müßte jede auf Dauer angelegte Vereinigung von zwei Menschen als eine Ehe anerkannt werden auch von der Kirche. Auch dürfe der Zweck der Ehe nicht mehr in dem Nachwuchs gesehen werden, denn dann würden ja die Ehen zwischen Homosexuellen und Lesben diskriminiert werden, da die keine eigenen Kinder hervorbringen können1.

Man kann so wohl nicht mehr die Augen davor verschließen, daß die Kirche solange als gesichert rechtsextrem zu gelten habe, solange sie an ihrer traditionellen Ehelehre festhält.









1Da Hitler in „Mein Kampf“ sich vehement für die Ordnung der Ehe ausspricht, isb um deren Ausrichtung auf den Nachwuchs willen, muß auch den Letzten davon überzeugen, daß die Ehevorstellung einer Verbindung einer Frau mit einem Mann zwecks der Gründung einer Familie eine rechtsextreme Ideologie ist. Es sei an die Polemik wider die "Tradwives" erinnert, daß Frauen da die Familie als den primären Ort des Lebens für Frauen ansehen und deswegen als rechts verteufelt werden.

Freitag, 16. Mai 2025

Ein (eigentlich)völlig überflüssiger Beitrag: „Wurden wir befreit?“

 

Ein (eigentlich)völlig überflüssiger Beitrag: „Wurden wir befreit?“



In jedem Jahr wird am 8.5. wie bei einer Totenbeschwörung eine Debatte revitalisiert, die völlig sinnlos ist, die aber zu dem Schibboleth der Unterscheidung der Anständigen von den Unanständigen avancierte: Wurde Deutschland 1945 befreit oder nicht? In Thomas Mann Roman: Doktor Faustus findet sich im Anfang des 5.Kapitels1 eine Reflexion darüber, was mehr zu fürchten sei, unsere Niederlage oder ein deutscher Sieg im 2.Weltkrieg: Wir könnten gar nicht anders: „so daß wir gar nicht umhin können,sie ((gemeint ist unsere Niederlage))mehr zu fürchten,als alles auf der Welt.“ Dann wird dieser Gedanke aber mit diesem konfrontiert: „Dennoch gibt es etwas,was einige von uns in Augenblicken,die ihnen selbst als verbrecherisch erscheinen,andere frank und permanent ,mehr fürchten als die deutsche Niederlage,und das ist der deutsche Sieg.“ In dieser Reflexion wird nicht bestritten, daß der Sieg der Allierten über Deutschland für Deutschland selbst eine Niederlage wäre, nur wird hier erwogen, ob ein Sieg Deutschlandes noch schlimmer wäre als seine Niederlage. Der Gedanke, so denn doch die Niederlage Deutschlandes als das kleinere Übel zu bejahen, wird selbst als ein verbrecherische Gedanke qualifiziert.

Jetzt stellt sich diese Causa aber in der offiziösen Geschichtsdarstellung ganz anders da: Wir wurden 1945 befreit! Eingeschränkt wird diese Beurteilung höchstens durch den Zusatz, daß Ostdeutschland wohl nicht befreit worden sei, da es von den Russen besetzt wurde, wohingegen Westdeutschland befreit worden sei, weil es von den westlichen Siegermächten besetzt worden ist. Der US-Präsident Truman stellte aber eindeutig in der US-Direktive 1067 fest: Deutschland wurde nicht besetzt zur Befreiung sondern als besiegter Feindstaat.“2 Als solcher wurde er dann auch behandelt: Eingedenk der römischen Weisheit: „Teile und herrsche“ wurde Deutschland in drei Teile zerspalten: West- und Ostdeutschland und Österreich3. Dann mußte Deutschland große Gebiete des Ostens Deutschlands abtreten, die die polinische Regierung sich aneignete, sodaß sie nun ihre Kriegsziele weitestgehend zumindest gegen Deutschland erreichte4.Wenn es um unsere Befreiung gegangen wäre, warum wurde dann Deutschland so dreigeteilt und warum uns so viele Gebiete weggenommen? Der tatsächliche Umgang mit dem besiegten Deutschland nach dem Kriegsende zeigt eindeutig, daß hier die angeblichen Befreier sich wie Besieger Deutschland gegenüber verhielten. Die Sieger setzten auch fest, daß es in Deutschland ein Bundesland Preußen nie mehr geben dürfe, da Preußen und alles Preußische als das Böse schlechthin von ihnen verdammt wurde.Bis heute gilt völkerrechtlich Deutschland als auch Japan als „Feindstaaten“, sodaß es den Siegern erlaubt ist, einen Krieg gegen sie zu führen, wenn in den Ländern eine Regierung an die Macht käme, die sie als gefährlich beurteilten. Die Intention des Völkerrechtes nach 1945 ist es, den Krieg nur noch in Ausnahmefällen als ein legitimes Mittel der Politik anzuerkennen. Deswegen erhielten Deutschland und Japan einen Sonderstatus, damit gegen sie leichter legitim ein Krieg geführt werden könne.

Diese klaren Verhältnisse wurden nun aber durch den West-Ost-Konflikt vernebelt, als Westdeutschland als der Frontstaat gegen den Osten aufgebaut wurde. Die Intention der Gründung der Nato wie der EU, ursprünglich: „Europäische Wirtschaftsunion“ betitelt war, Deutschland klein zu halten, Rußland rauszuhalten und Amerika reinzubehalten. Aber da nun Westdeutschland als der Frontstaat gegen den Osten ausgebaut werden sollte, konnte man ihn nicht gleichzeitig kleinhalten. Nun erst kam das Narrativ auf, die westlichen Siegermächte hätten uns befreit im Gegensatz zu dem Russen,der uns nur unterdrücken wolle, und nun gälte es deswegen, daß wir im Bund mit den Westmächten unsere Freiheit gegen den Feind, den Osten zu verteidigen hätten. Daß Stalin uns 1952 die Wiedervereinigung angeboten hatte, wenn wir uns wie Österreich außenpolitisch für neutral erklärten, paßt dann nicht recht in diese Geschichtsdeutung, daß wir von den westlichen Mächten befreit worden seien, aber faktisch dreigeteilt wurden.

Die Behauptung, Amerika wollte uns von der Nazi-Diktatur befreien, kann nun schon dedhalb nicht stimmen, da aus der amerikanischen Sicht es eine Willenseinheit des deutschen Volkes mit Hitler, dem deutschen Politiker schlechthin gegeben hätte: Wenn man dann von einer Hitler-Diktatur sprach, meinte man damit, daß Hitler für Deutschland die ganze Welt erobern wollte. Er wollte der deutsche Weltdiktator werden. Wenn wir Deutschen sozusagen von unserem Charakter her zum Nazihaften neigen würden, wäre ja eine Demokratie für unser Volk nichts Gutes, es sei denn es würde vordem völlig entnazifiziert werden, also entdeutscht. Deshalb sollte auch Westdeutschland nach der angeblichen Befreiung unter Aufsicht gestellt werden, damit es nicht seine Freiheit mißbrauche. Von einer Befreiung kann so auch nicht gesprochen werden. Das Narrativ von der Befreiung sollte somit nur dazu dienen, uns als Mitkämpfer gegen die vermeintliche Bedrohung durch Rußland zu gewinnen! Daß die Nato und die EU von vornherein dazu gegründet wurden, die Länder des Ostblockes in den kapitalitischen Weltmarkt zu reintegrieren und Rußland aus dem noch zu schaffenden Europa auszuschließen, damit die USA der Hegemon dieses Europas sein kann, überließt dieses Narrativ selbstverständlich.



1Auf eine Seitenangabe wird verzichtet ob der unzähligen Ausgaben dieses Werkes. Außerdem sollte der Leser sich hüten, in einem Roman getätigte Aussagen einfach mit der Meinung des Autoren zu dem Ausgesagten zu identifizieren.

2Zitiert nach: „Freie Welt“ vom 9,5.2025: „Deutschland wurde nicht besetzt zum Zwecke der Befreiung sondern als besiegter Feindstaat.“

3Daß der Zusammenschluß Deutschlands mit Österreich in der offiziösen Geschichtsschreibung als eine Besiegung Österreichs dargestellt wird, ist eine besondere Absurdität der Geschichtsschreibung der Sieger.

4Vgl dazu: Stefan Scheil:“Polens Zwischenkrieg.“

Donnerstag, 15. Mai 2025

„Nicht der Zölibat ist das Problem“ - eine progressive Pfarrerin widerspricht der Reformagenda des Synodalen Weges!

 

Nicht der Zölibat ist das Problem“ - eine progressive Pfarrerin widerspricht der Reformagenda des Synodalen Weges!


So charakterisiert der „Tagespost Kommentar vom 14.5.2025: „Nicht der Zölibat ist das Problem“ diese protestantische Pfarrerin: „Wer das jüngst erschienene „Spiegel“-Interview mit der evangelischen Pfarrerin Maike Schöfer liest, begegnet einer Theologin, die mit kaum zu überbietender Selbstsicherheit die gängigen Positionen des dem Zeitgeist verfallenen Protestantismus sowie ultraliberaler, an deutschen Hochschulen sitzender Berufskatholiken vorträgt: Von Sexualität als sakralem Erlebnis bis zu Selbstbefriedigung als Akt der Selbstliebe, über einen Gott mit Gendersternchen und die Bibel als patriarchales Herrschaftsinstrument, alles ist dabei.“ Diese Frau würden die Regenten des Synodalen Weges mit Begeisterung als katholische Priesterin begrüßen, wenn, ja wenn sie nicht dieses ausgesagt hätte:

Nicht der Zölibat ist das Problem“. Aber die Deformagenda, dies Wunschprogramm des linksliberalen Katholizismus wird noch ärger desavouiert: „Schöfer verweist auf die evangelische Kirche, in der es keinen Zölibat gibt, wohl aber Missbrauchsfälle. Auch dort, wo vermeintlich flache Hierarchien und sexuelle Selbstbestimmung herrschen, haben sich Abgründe aufgetan. Belegt wurde dies unter anderem durch die vielbeachtete „Forum-Studie“. Ihre Schlussfolgerung: Nicht der Zölibat ist das Problem, sondern Machtmissbrauch, fehlende Kontrolle und strukturelles Wegsehen.“

Damit wird ausgesagt, daß weder die anvisierte Enthierarchisierung der Kirche unter dem Banner der Versynodalisierung noch der Verliberalisierung der Sexualmorallehre mittels der Parole der sexuellen Selbstbestimmung das Problem der Mißbräuchsälle in der Kirche lösen würden. Diese Mißbräuchsfälle ereigneten sich ja genauso in der evangelischen „Kirche“, in der die gesamte Deformagena schon längst umgesetzt worden ist.

Allerdings fällt ihre Ursachenerforschung der Mißbräuchsfälle nun selbst sehr dürftig aus. Warum wird denn da die Macht mißbraucht, warum existiert da keine Kontrolle und warum ereignet sich da ein „strukturelles Wegsehen“? Die Täter und das Warum sie das tuen, wird völlig ausgeblendet und stattdessen nur Strukturen für diese Vorfälle verantwortlich gemacht. Es scheint so Taten ohne Täter zu geben! Der gesamte Bereich der Sexualität wird somit aus dem Diskurs über die Mißbräuchsfälle entfernt. Bei einer progressiven Theologie, für die die Sexualität, egal wie sie praktiziert wird, etwas nur Positives ist, irritiert das nun nicht, kann doch etwas nur Gutes, die ausgelebte Sexualität nicht in einen Zusammenhang gebracht werden mit den Mißbrauchsfällen.

Eine unkontrollierte Macht führe also zu den Mißbräuchsfällen, die im Prinzip nichts mit der Sexualität zu tuen haben soll! Denn für den Sex soll gelten, was der hl. Augustin so formulierte: Ama et fac quod vis“= Liebe und tue, was Du willst“. Nur hat der hl.Augustin damit nicht einen Freibrief für jede beliebig praktiziere Sexualität ausstellen wollen. Nur verschließt eben eine progressive Theologie die Augen vor der Wahrheit, daß eine moralisch nicht regulierte Sexualität höchst destruktive Gestalten annehmen kann, wie es Marquise de Sade1 in seinen Werken so beeindruckend zu Papier gebracht hat.


1Dieser Autor wird im deutschen Sprachraum meist unterschätzt, da es bei uns nicht gängig ist, daß Philosophen ihre Philosophie in literarischen Werken entfalten, wie es in Frankreich usus ist, von Voltaire, Rousseau bis Sartre und Camus. Könnte man sich überhaupt einen Roman, geschrieben von Kant oder Hegel überhaupt vorstellen? De Sade verstand sich selbst als einen raicalen Aufklärer, und so will er auch gelesen werden.

Mittwoch, 14. Mai 2025

Ein Dilemmaproblem: Wenn: „Sündige nicht!“ nicht geht - ein verdrängtes Problem der Moraltheologie

 

Ein Dilemmaproblem: Wenn: „Sündige nicht!“ nicht geht


Eigentlich müßte es doch so sein, daß es für einen Christen immer eine Handlungsoption gibt, in der er nicht sündigt und daß er sich deswegen für diese zu entscheiden hätte oder hätte sich entscheiden müssen. Ein „gebildetes Gewissen“, wie es gern im moraltheologischen Diskurs formuliert wird, sollte dann auch dazu befähigt sein, diese angemessene Handlungsoption zu erkennen.

Kann es dann tragische Situationen geben, in der es für einen Christen keine Möglichkeit gibt, nicht zu sündigen? Man könnte nun meinen, daß es eine der Aufgaben der kirchlichen Moraltheologie sei, auch für scheinbar auswegslose Situationen, in denen, egal welche Handlungsoption gewählt wird, gesündigt wird, zumindest eine Lösung zu präsentieren, die dem: „Sündige nicht!“ gerecht wird. Lebten wir in einer Welt, in der niemand sündigte, dann könnte ein Christ gar nicht in eine solche Dilemmasituation geraten, daß, für was er sich auch entscheiden möge, er stets sündigen wird.

Das diesbezüglich meist diskutierte Problem ist das des Abrahams, als Gott ihm befiehlt, seinen einzigen Sohn zu opfern: Opfert er, verstößt er elementar nicht einfach nur gegen das Tötungsverbot sondern dies in besonders drastischer Art, denn er tötete dann seinen eigenen Sohn. Opferte er aber seinen Sohn nicht, sündigte er wider Gott, der ihm diese Opferung ja befohlen hat. Es ist dann darüber hinaus noch zu fragen, ob den Gott selbst Abraham diesen Befehl hat geben dürfen, denn er forderte ja so eine Tat, die Gott selbst in seinen Geboten als eine schwere Sünde qualifiziert. Dies Dilemma läßt sich nun aber und so praktiziert es die hl. Schrift selbst, so lösen: „Wer das tut, was Gott von ihm verlangt, sündigt nicht, auch wenn das Gebotene an sich betrachtet eine Sünde ist.“Das darf dann aber nur für die höchste Autorität, Gott gelten, nicht für jede Autorität: Verlangte etwa ein staatliches Gesetz, daß Ärzte Kindestötungen im Mutterleibe zu vollziehen hätten, bleibt diese Tötung eine Sünde, auch wenn ein staatliches Gesetz ein solches Töten verlangt.

Kann es aber dann überhaupt Dilemmasituationen geben, oder existiert für jede Dilemmasituation zumindest eine Handlungsoption, die dem: „Sündige nicht!“ gerecht wird? Ich behaupte nun, daß es solche Situationen gibt und daß es sich dabei auch gar nicht nur um extreme Ausnahmefälle handelt. Gesetz den Fall: Der Ehemann sagt zu seiner jungen Ehefrau: „Ich lasse mich von Dir scheiden und werde eine andere Frau heiraten. Denn ich hatte eine Affaire mit ihr und nun ist sie von mir schwanger. Wir bekommen ein gemeinsames Kind!“

Betrachten wir diesen Fall nun aus der Perspektive des Ehemannes: Er hat gesündigt, weil er mit einer anderen Frau, reden wir Klartext, geschlafen hat. Aber nun ist diese Frau von ihm schwanger. Er hat nun, obgleich er mit ihr gesündigt hatte, indem er mit ihr schlief, Pflichten ihr gegenüber, da sie die Mutter seines Kindes ist. Als Vater hat er auch Pflichten seinem Kinde gegenüber. Daß er als Verheirateter Pflichten seiner Ehefrau gegenüber hat, ist nun eine Selbstverständlichkeit. Existiert nun für diesen Ehemann eine Handlungsoption, in der diesen drei Verpflichtungen gerecht werden kann, Gäbe es eine solche, dann wäre die die zu wählende, denn in dieser sündigte er dann nicht. Man kann nun diesen Fall durchdenken, so lange man will, es findet sich keine Handlungsoption, in der der Ehemann all seinen Pflichten gerecht werden kann. Er kann nicht der Vater dieses Kindes sein, ohne gegen seine Pflichten seiner Ehefrau nicht gerecht zu werden. Wollte er mit seiner Ehefrau zusammen diesem Kinde die Eltern sein, würde er seinen Pflichten der Mutter des Kindes nicht gerecht, er nähme ihr ja so ihr Kind. Will er nun mit der Mutter des Kindes zusammen dem Kinde seine Eltern sein, so verstößt er gegen seine Pflichten seiner Ehefrau gegenüber.

Das simpelste Antwort, im Protestantismus favorisiert heißt, daß dann das Gewissen des Ehemannes die Entscheidung zu treffen habe. Aber auch das größte Gewissenspathos kann dann die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß egal wie die Gewissensentscheidung ausfällt, der Ehemann sündigt.

Wie immer nun auch die Moraltheologie hier gut oder weniger gut begründet erklärt, für welche Handlungsoption sich der Ehemann entscheiden soll, sie darf nicht die Wahrheit eskamotieren, daß er immer dabei sündigen wird. Auch im Leben eines Christen gibt es die Möglichkeit des Tragischen, daß er weiß, nicht sündigen zu sollen, aber daß es Situationen gibt, aus denen er nicht ohne schmutzige Hände, ohne zu sündigen, herauskommt. Die Anerkenntnis der Möglichkeit des Tragischen verhindert es nun aber, daß die Moraltheologie optimistisch oberflächlich wird, als ob es für jede Lage gute Lösungen gäbe, sodaß man immer es vermeiden könne, zu sündigen. 

Merke: Eine Theologie ohne den Begriff des Tragischen und des Schicksales wird seicht, neigt sich zur Trivialliteratur  hin.  


Dienstag, 13. Mai 2025

Über einige Folgen der Transfomation der christlichen Erlösungsreligion zu einer humanistischen Ideologie

 

Über einige Folgen der Transfomation der christlichen Erlösungsreligion zu einer humanistischen Ideologie



Die große Erzählung der christlichen Religion1 ist die von der Erschaffung, des Falles und der Erlösung des Menschen, in der Gott als der Schöpfer und Erlöser expliziert wird. Wenn diese nun substituiert wird durch den Glauben an die Menschenwürde,die jedem Menschen zukäme,wobei dann Gott nur noch als eine zusätzliche kontingente Letztbegründung der Menschenrechte fungiert, dann muß auch das Verständnis aller Teile, aller Elemente dieser Erzählung sich ändern, da sie ihre Bedeutung ja erst als Elemente dieser Erzählung erhielten.

Dieser Transformation ging ein innerprotestantischer Widerstreit zwischen der lutherischen und der von Karl Barth neu konzipierten Rechtfertigungslehre voraus, in dem die Konzeption Barths, vulgarisiert sich durchsetzte, erst innerprotestantisch, dann aber auch über die Ökumene in die Katholische Kirche erfolgreich einwirkte und rezipiert wurde2.Der Kerngedanke des genuin lutherischen Ansatzes war, daß der Primat auf der Erkenntnis des Sünderseins des Menschen vor Gott zu legen sei, daß das Amt des Gesetzes so die Selbsterkenntnis des Menschen als Sünder sei, sodaß er nur durch den Glauben an Jesus Christus rechtfertigbar sei. Diese Konzeption wurde unter der Formel: „Gesetz und Evangelium“ vertreten, der K. Barth die Antithese von: „Evangelium und Gesetz“ entgegenstellte. Aus der barthschen Konzeption generierte sich dann die vulgarisierte Konzeption des „Indikativ-Imperativ“-Schematas: daß Gott jeden Menschen liebe und daß deswegen jeder Mensch als ein von Gott Bejahter anzusehen sei und daß das Fundament der Ethik sein solle. In dies Schema ließ sich nun leicht der Glaube an die Menschenwürde einzeichnen, indem der Glaube an die Menschenwürde als ein Derivat des Glaubens an die Bejahung jedes Menschen durch Gott verstanden wird.

Barth zog nun selbst schon die Konsequenz daraus, daß die Taufe nicht mehr als ein Sakrament der Abwaschung der Sünde zu begreifen sei, denn die Sünde sei ja jedem schon vergeben worden durch das Kreuz Jesu Christi. Deswegen soll die Taufe nun das Antwortgeschehen auf das einem geltende Heil, daß der Sichtaufenlassende Ja sagt zu Christus und sich verpflichtet, gemäß diesem Glauben sein Leben zu führen. Daß dem Getauftwerdenden das Heil schon gilt, bevor er getauft wird, dafür steht der Indikativ und die Selbstverpflichtung zu einem Leben gemäß diesem Bejahtwerden ist dann der Imperativ, zu dem der Indikativ verpflichtet. Deshalb könne nach K. Barth nur die Praxis der Mündigentaufe als eine legitime angesehen werden.

Mit dieser Konsequenz setzte sich Barth nicht durch, es erfolgte aber ein Neuverständnis des Taufsakramentes: Gott sage Ja zu jedem Menschen und deshalb auch zu diesem, das nun getauft werden soll, wobei nun die Taufe nur symbolisch ausdrücke, daß Gott dies Kind liebe, zu ihm sein Ja gesagt habe. Die Taufe bewirke nichts mehr, sondern drücke nur aus, was dem Getauftwerdenden unanhängig von seiner Taufe schon gälte. Alle Sakramente können dann in der Menschenrechtsideologiekirche nur noch symbolisch ausdrücken, was den Empfängern der Sakramente schon unabhängig von der Sakramentenspendung gälte.

Die ganze christliche Morallehre respondiert dann nicht mehr die Frage;“Was tuen, um das ewige Leben zu erlangen?“ sondern frägt: „Wie ist das Leben zu führen, zu gestalten, wenn wir jeden Menschen, auch uns selbst als von Gott Bejahte ansehen?“ Der praktizierte Humanismus avanciert so zu der Orthopraxie des Christen!

Die Zentralaufgabe der Kirche kann dann nicht mehr die Verkündigung des Evangeliumes zur Bekehrung der Menschen sein, sondern das Engagement für die Menschenwürde, daß jeder gemäß ihr leben könne. Die Diakonie hat so die Mission zu ersetzen. Da jeder Mensch, egal wie er es mit der Religion hält, ein von Gott Bejahter ist, ist der Glaube nicht mehr wichtig, Hauptsache ist das Eintreten für die Menschenwürde. Alle Religionen, die an einen Schöpfergott glauben, können so gemeinsam für die Würde des Menschen sich engagieren, da alle Glaubensdifferenzen dann gleichgültig seien ob dieser Gemeinsamkeit.Unter der Sünde kann dann auch nur noch eine Mißachtung der Menschebrechte begriffen werden. 

Die Katholische Kirche befindet sich in dem Prozeß dieser Transformation, den isb Papst Franziskus vorangetrieben hat. 

Ein praktisches Beispiel: "Erzdiözese Salzburg veranstaltet Fortbildungsveranstaltung mit Homo-Aktivisten" Kath net am 13.5.2025: "Die HOSI Salzburg sieht sich als „Menschenrechtsorganisation“ und „Kompetenzzentrum für sexuelle, geschlechtliche und romantische Vielfalt in Stadt und Land Salzburg sowie dem angrenzenden Bayern und Oberösterreich“. Zu ihren Zielen zählen die „Förderung von Community und queeren (Sub-)Kulturen“ sowie „Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung gegenüber sexueller, geschlechtlicher und romantischer Vielfalt“. HOSI= Homosexuelleninitiative Salzburg.

 













1Vgl zur Bedeutung von Großerzählungen: Lyotard, Das postmoderene Wissen.

2Wie es zu diesem Erfolg der Konzeption Barths kam, soll hier nicht nachgezeichnet werden, das verlangte mehr als einen Artikel. Es soll sich deshalb auf diese Bemerkung beschränkt werden: Es gelang Barth, der lutherischen Konzeption eine Affinität zur Unterstützung des Nationalsozialismus nachzusagen, während dagegen die seinige die Theologie gegen diese Affinität immnunisiere. Im Kontext der Aufarbeitung des angeblichen Versagens des deutschen Protestantismus im „Dritten Reich“ profililierte sich das Konzept Barths als das einzig moralisch noch vertretbare. Seine Kompatibilität mit der Menschenrechtsideologie verhalf ihr dann zu ihrem Siegeszug, versimplifiziert zu dem ; „Indikativ-Imperativ“-Schema. Dieses Schema erlaubt dann auch die Emanzipation von den Geboten Gottes, daß es der Liebe Gottes zu jedem Menschen widerspräche, die gelebte Homosexualität zu verurteilen, denn das wäre lieblos den Homosexuellen gegenüber. Genauso sei es, aus protestantischer Sicht, mit der Liebe Gottes unvereinbar, auf die Unauflöslichkeit der Ehe zu insistieren, wenn das Ehepaar sich nicht mehr liebe.

Montag, 12. Mai 2025

5 Thesen zur Transformation der christlichen Erlösungsreligion zu einer humanisten Ideologie

 

5 Thesen zur Transformation der christlichen Erlösungsreligion zu einer humanisten Ideologie



Erstens: Nicht jede Religion ist eine Erlösungsreligion und die christliche ist nicht die einzige, aber die christliche Religion ist von ihrer Substanz her eine Erlösungsreligion: Im Zentrum stehen so zwei Aussagen, daß der Mensch erlösungsbedürftig ist und daß Gott ihn nur erlösen kann. Die große Erzählung der christlichen Religion über die Schöpfung, den Sündenfall und das Erlösungswerk Jesu Christi und über die Heilsvermittelung durch die Kirche bis zur endgültigen Erlösung im Reich Gottes bildet so den Rahmen dieser Religion, in das dann alles Einzelne als ein Element dieser Erzählung eingezeichnet wird.a

Zweitens: Die humanistische Ideologie ist etwas von jeder Erlösungsreligion Grundverschiedenes. Ihr Fundament bildet den Glauben an den Menschen, seine Würde und an die davon abgeleiteten Menschenrechte. Die Aufgabe, die damit mitgesetzte ist es nun, die Welt so zu gestalten, daß der Mensch gemäß seiner Würde überall leben kann. Dies Konzept versteht sich selbst als die Alternative zur Konstantinischen Epoche, die Welt auf dem Fundament der christlichen Religion zu erbauen. Die pure Vernunft, losgelöst von den Wahrheiten der christlichen Religion sollte nun das Fundament der neu zu konzipierenden Welt sein. Der erste Versuch der praktischen Umsetzung war die Französische Revolution.

Drittens: Nach dem die Katholische Kirche anfänglich die Menschenrechtsideologie reprobierte, integrierte sie diese in der Folge des 2.Vaticanumes. Integrierbar wurde das Nichtintegrierbare, indem nun der Glaube an den Gott als den Schöpfer aller Menschen in das Zentrum gerückt wurde, daß Gott jeden Menschen liebe, bejahe ob seines Menschseins. Daraus wird dann seine Menschenwürde und die Menschenrechte deduziert.Die spezifisch christliche Gotteserkenntnis, seine Dreieinigkeit, sein Sichoffenbaren in Jesus Christus und die von ihm gegründete Kirche kann nun als Nebensächliches entwertet werden und es wird stattdessen die Gemeinsamkeit aller monotheistischen Religionen betont, daß sie alle an die eine von Gott geliebte Menschheit glaubten. Das führe als Orthopraxie zum praktizierten Humanismus aller Religionen. Gott reduziert sich dabei auf eine kontingente Letztbegründungsinstanz des Glaubens an die Würde jedes Menschen. Aber dieser Glaube an die Menschenwürde kann auch ohne solch eine Letztbegründung auskommen, indem er sich selbst als ein in sich evidentes Fundament versteht. Die Praxis der christlichen Religion wird so der zu praktizierende Humanismus.

Viertens: Der Mensch bedarf so keiner Erlösung durch Gott sondern es reiche aus, daß die Menschen ihr Leben vernünftig gestalten im Sinne der universalistischen Anerkennung der Menschenrechte. Dazu gehört dann auch das Engagement für die Demokratie als die bestmögliche Staatsform. Zu den Menschenrechten gehört nun konstitutiv, daß die Religion nur noch in der Privatsphäre zu leben ist und daß deshalb eine religiöse Position, wenn sie in den allgemeinen öffentlichen Diskurs eingebracht werden soll, im Sinne des Menschenrechtsglaubens umzuformen ist.

Fünftens: Die christliche Religion hat so genau genommen nur noch einen Gehalt, den Glauben an die Würde des Menschen. Die ist ihm unverlierbar. Dafür habe sich die Kirche nun zu engagieren. Alle Lehren der Kirche und ihre Praxis sei nun daraufhin umzuformen: Das ist die Modernisierung der Kirche, daß sie nun die Substanz der Französischen Revolution als ihr Eigenstes annimmt und sich als eine Erlösungsreligion aufgibt.